Der Katholische Burschenverein Eggstätt wurde am 1. Januar 1909 gegründet. Die erste Vorstandschaft setzte sich aus dem Präses Pfarrer Alois Gilg, dem Vizepräses Alois Kauscheder, dem Ehrenmitglied und freiresignierten Parrer und Kammerer Joseph Höger, dem 1. Vorstand Jakob Voit, Kainsohn von Aufham, dem 2. Vorstand Xaver Kaiser, Grubersohn von Weisham, dem Kassier Albert Stockmeier, Kalbsohn Von Mooshappen und dem Schriftführer Georg Strasser, Bindersohn Von Aufham, zusammen. 19 Burschen traten als ordentliche Mitglieder, 15 Männer als außerordentliche Mitglieder bei. Als Vereinsbeitrag wurde 1,20 Mark jährlich festgelegt, als Versammlungstag der erste   Sonntag im Monat und als Vereinslokal der Unterwirt (Gasthof Widemann) bestimmt.

Die erste Monatsversammlung fand am 17. Januar 1909 statt.

Höhepunkte des ersten Vereinsjahres dürften Lichtbildervorträge über eine Lourdes-Reise von Pfarrer Rappolder, sowie über eine Reise ins Heilige Land vom Hirnsberger Expositus Hugo Straßer und der Vortrag über die Amerikareise von August Pfaffenberger aus Meisham gewesen sein.

Noch während des ersten Vereinsjahres wurde eine Vereinsfahne im Wert von 450 Mark beschafft und am 9. Oktober 1909 beim Stiftungsfest feierlich geweiht. An diesem Tag wurde das erste Theaterstück  ,,Die Rekrutenmusterung“ gespielt. Da schon einige Jahre früher um 1902 die Freiwillige Feuerwehr Eggstätt Theater spielte, dürften die Burschen 1909 diese Tradition von den Feuerwehrlern übernommen haben. Am 6. Januar 1911 fand erstmals eine Christbaumverlosung statt. Das Theaterstück ,,Die Freibeuter“ rundete den Tag ab. 1911 traten die Eggstätter Burschen jeweils als Paten bei der Fahnenweihe der Burschenvereine in Pittenhart sowie in Oberfeldkirchen auf. In heimatgeschichtlichen Vorträgen mit den Themen ,,Die Eggstätter Schulgeschichte“, ,,Die Glocken des Dekanats Höslwang“, ,,Der Chiemgau zur Römerzeit“, ,,Geschichte der Säkularisation“ und zur Klostergeschichte von Seeon und Frauenchiemsee, wurde der Heimatstolz der Burschen gepflegt.

 

Der Erste Weltkrieg konnte den Zusammenhalt der Gemeinschaft nicht schwächen. Im Spätherbst 1914 fanden sich bei Monatsversammlungen die ersten kriegsverwundeten Rekruten ein: Georg Reiter, Hofbauersohn, Balthasar Engl, Erziehungssohn beim Schuster in Weisham, Josef Unterhauser, Maiersohn von Zell, und Lazarus Heinrich, Dienstknecht beim Reif in Haus.

Mitglied Georg Huber von Eggstätt berichtete am 16. Januar 1916 von seinen Erlebnissen im Krieg in den Vogesen und in Galizien bis zu seiner Verwundung. Zwischen 1915 und 1918 fanden wiederholt Leichengottesdienste für im Krieg verstorbene Mitglieder statt. Am 8. Februar 1917 fand erstmals eine Kriegswallfahrt nach Maria Eck mit der Fahne statt.  Es herrschte bis 15 Grad Kälte.  1919 spielte man nach längerer Pause wieder Theater.

Ende 1919 gehören zum Verein 44 ordentliche und 35 außerordentliche Mitglieder. 1923 führte der Vereinsausflug mit dem Radl nach Seeon, Baumburg, Stein und Truchtlaching.

Am 19. September 1926 trafen sich die katholischen Burschenvereine des Chiemgaus zum Gaufest in Eggstätt.

Am 22. Mai 1932 wurde die Burschenwallfahrt nach Maria Eck mit dem Radl durchgeführt; die Feldmesse fand vor der Wallfahrtskirche statt.

Im Januar 1933 gab es die herkömmliche Christbaumfeier mit Theater. Am 14. Mai 1933 beteiligten sich die Burschen am Katholikentag in Traunstein. Im Sommer und Herbst 1933 waren wegen der politischen Veränderungen keine Monatsversammlungen möglich. Im Januar 1934 feierte man einen großen Theatererfolg mit dem Stück ,,Das Hungerjahr“.  Am 8. April 1934 wurde ein Ausflug zum Deutschen Museum in München unternommen. Am 29. Juni 1935 führte der Ausflug nach, Ettal, Oberammergau, Mittenwald, Garmisch-Partenkirchen, Partnachklamm, Tegernsee, Schliersee, Walchensee und dort Zum Kraftwerk. Im Sommer 1935 gab es keine Genehmigung mehr für Öffentliche Versammlungen, so traf man sich in der Kirche. Im Januar 1936 wurde der Theaterspieltermin mit Verzögerung genehmigt. Vom Theaterkartenverkaufserlös wurden 20 Mark für das Winterhilfswerk gespendet. Am 9. Februar 1936 beschlossen die Mitglieder einstimmig nach einer Andacht in der Kirche, die Vereinsfahne der Kirche zu übereignen. Seitdem konnten die Monatstreffen bis Dezember 1937 nurmehr als Andacht in der Kirche stattfinden.  Die Vereinschronik weist vom 19. Dezember 1937 bis zum 26. September 1945 keinen Eintrag mehr auf.

Während des Zweiten Weltkrieges konnte das Vereinsleben nicht mehr aufrechterhalten werden. Fahne und Theaterbühne überstanden in sicherer Verwahrung die schwere Zeit unbeschadet.

Am 26. September 1945 gab es die erste Zusammenkunft der Burschenvereins im Pfarrhof mit Wahl einer Vorstandschaft – 1. Vorsitzender Sebastian Hundhammer – und dem Gedenken für die im Zweiten Weltkrieg verstorbenen Mitglieder. Am 14. November 1945 fand die erste Versammlung im Gasthaus Widemann statt.

Der Verein begann wieder mit schauspielerischen Aktivitäten: das erste Theaterstück seit 1935 wurde am 5. Mai 1946 aufgeführt. Vom Erlös wurden 300 Mark für neue Kirchenglocken, 300 Mark für Kriegsversehrte und 200 Mark für den Neubau der durch Bomben zerstörten Kirche in Stephanskirchen gespendet. Am 13. Oktober 1946 gab es den ersten Burschenball nach dem Krieg. Ein großer Erfolg war 1947 die Aufführung des Stücks „Selige Irmengard von Frauenchiemsee“, verfasst vom Eggstätter Christian Mayrl. Neun ausverkaufte Vorstellungen gab es in Eggstätt. Die Bühne ging sogar auf Wanderschaft und das Stück wurde fünfmal in Prien und einmal in Breitbrunn mit großem Erfolg gespielt.

1949 spiele man das Theaterstück „Kreuz im Chiemgau“ von Christian Mayrl, fünfmal in Eggstätt, zweimal in Breitbrunn, dreimal in Prien, sowie je einmal in Seeon und Pittenhart.

1950 gab es die Theateraufführung „Die Falkensteiner auf Hadamarsberg“ von Christian Mayrl viermal in Eggstätt, je einmal in Prien, Frasdorf, Breitbrunn und zweimal im Gesellenhaus in Rosenheim.

Am 4. Juni 1950 fand das vierzigjährige Gründungsfest mit Theater am Vorabend, mit Kirchenzug, Festgottesdienst, mit Wiederweihe der Vereinsfahne, würdiger Gedenkfeier am Kriegerdenkmal, großem Festzug und geselligem Nachmittag mit Theateraufführung statt. Auch einen Burschenball gab es 1950.

1956 wurde der Reingewinn der Christbaumversteigerung für das neu zu errichtende Kriegerdenkmal bereitgestellt. Am 11. Oktober 1959 feierte man das 50-jährige Gründungsfest. 1967 starb Pfarrer Johann Sänger, der seit 1929 Präses des Vereins war.

1974 feierte man am 1. September das 65-jährige Gründungsfest. 1984 wurde die Vereinsfahne restauriert und das 75-jährige Gründungsfest des Vereins mit Festzug und Festgottesdienst gefeiert.

Im März 1985 zählte der Verein 208 Mitglieder. 1985 fand erstmals ein Dorffest nach Erlangung der gemeindlichen Selbständigkeit statt.

Danach führte der Burschenverein jährlich zwei verschieden Theaterstücke auf, dies sich allgemein großer Beliebtheit erfreuten. Die Bühne findet seit 1977 einen festen Platz in der im Vorjahr eingeweihten Hartseehalle. Zur Tradition im Vereinsleben gehörte der jährlich stattfindende, aber inzwischen eingestellte Burschenball in Gasthof Widemann. Diverse Vereinsausflüge sind bei uns ebenfalls Bestandteil der Tradition, wie auch seit 1985 die Teilnahme am Dorffest in Eggstätt und seit 1988 der alljährliche Bittgang nach Aufham.

1992 unterstützten die Burschen den neuen Kindergarten mit 1000 DM für Spielgeräte.

Besonders aufregend war der Diebstahl des Pittenharter Maibaumes 1992, da die Eggstätter Burschen den Baum dem Höslwanger Burschenverein entwendeten, der diesen zuvor bereits den Pittenhartern gestohlen hatte. 1993 wurden zwei verschieden Theaterstücke gespielt, u.a. der „Junggesellenabschied“ von Helmut Hundhammer, einem langjährigen theaterspieler des Burschenvereins

1994 beteiligten sich die Burschen an der Bergmesse auf der Kampenwand.

Im Jahr 1996 fand erstmals eine äußerst erfolgreiche Discoparty in der Hartseehalle statt.

1997 spendete der Burschenverein 1500 DM der Gemeinde, die das Geld für Jugendarbeit verwenden sollte.

1998  beschloss der Burschenverein die Anschaffung einheitlicher Vereinsjoppen, die nach eigenen Vorstellungen und Wünschen bei Mode Krug in Bad Endorf angefertigt wurden. Die Titel der beiden Theatervorstellungen lauteten im Frühjahr „Der Hypothekenpoker“ und im Winter „das rotseidene Höserl“.

Am 13. Februar 1999 wurde eine Faschingshochzeit, gemeinsam mit den Jungschützern, vor der Hartseehalle aufgeführt. Dabei waren Mitglieder des Burschenvereins als Jungfrauen und Marketenderinnen verkleidet. Belustigungen, wie der Jungfrauenlauf, hoben die Stimmung sowohl bei den Beteiligten als auch bei den Zuschauern.

Im Januar 2000 gehörten dem Verein 250 Mitglieder an.

Im Jahre 2000 wurde Eggstätt 1075 Jahre alt, was im Juli vom ganzen Dorf groß gefeiert wurde, wobei sich der Burschenverein zahlreich an den Festlichkeiten beteiligte. So stand von Bernhard Pecher selbst geschreibenes Theaterstück „Ois bleibt wias immer war“ ganz im Zeichen der 1075- Jahrfeier. In diesem Dreiakter wurde sowohl die Vergangenheit und die Gegenwart Eggstätts beleuchtet, wie auch ein Ausblick auf eine mögliche Zukunft gegeben. Als krönender Abschluss dieses sehr erfolgreichen Theaterstücks sangen die Theaterspieler noch ein eigens geschriebenes Eggstätt-Lied nach der Melodie von Dschingis-Kahns „Moskau“.

Nach längerer Diskussion wurde der Beschluss gefasst, unsere Vereinsfahne wieder auf Vordermann bringen zu lassen. So konnte dann 2003 im Rahmen eines von Pfarrer Peter Bergmeier festlich gestalteten Gottesdienstes, die wunderschön restaurierte Fahne gesegnet werden.

Aufgrund unserer starken Präsenz konnten wir beim Gaufest 2003 in Pittenhart den dritten Meistpreis in Empfang nehmen.

Passen zur neu restaurierten Fahne musste nun auch ein neuer Fahnenschrank her, welcher 2004 von Hans und Peter Wannersdorfer gefertigt wurde und nun beim Unterwirt unsere Fahne sehr ansprechend präsentiert.

Zum Vereinsleben zählen, neben den besonderen Ereignissen, natürlich die oft seit vielen Jahren etablierten und alljährlich stattfindenden Veranstaltungen, auf die hier kurz eingegangen werden soll.

Da Wir ein katholischer Burschenverein sind, nehmen Wir natürlich an kirchlichen Ereignissen, wie der Fronleichnamsprozession und dem Volkstrauertag teil. Darüber hinaus wurde in den vergangenen Jahren ein Bittgang in den Ortsteil Aufham veranstaltet, wo immer wieder angehalten und gebetet wurde, sowie am Ende ein Grillen am Lagerfeuer stattfand.

Darüber hinaus ist unser Verein auch an ortsinternen Veranstaltungen, wie Jubiläen und anderen Terminen der Ortsvereine stets vertreten. Am Dorffest wird eine Bar für die jüngeren und jung gebliebenen Besucher betrieben. Als guter alter bayrischer Brauch wird das Weisertweckenfahren und Maibaumstehlen aktiv betrieben. Außerdem wird zusammen mit dem Trachtenverein der Maibaum in Eggstätt mit der Hand aufgestellt.

Einen Höhepunkt im Vereinsleben bilden die seit 1909 aufgeführten Theaterstücke gegen Ende des Jahres, die regelmäßig viele Zuschauer anziehen und das kulturelle Angebot in der Gemeinde bereichern. Früher wurde oft zwei oder sogar drei bis viermal im Jahr Theater gespielt. Angefangen hatte die Theatergeschichte des Burschenvereins mit der Fahnenweihe am 9. Oktober 1909, bei der das erste Theaterstiick ,,Die Rekrutenmusterung“ aufgeführt wurde. Lediglich zu Zeiten des Ersten und Zweiten Weltkrieges fanden keine Theatervorstellungen statt, aber seit  dem 5. Mai 1946 wurde wieder fleißig Theater gespielt. Wenn man sich die Bilanz der bisher aufgeführten Vorstellungen ansieht, dann kann man mit Recht ein wenig stolz darauf sein.

Seit 1909 wurden bis jetzt über 110 verschiedene Theaterstücke aufgeführt. Manche Stücke, Wie beispielsweise ,,Heilige Irmengard von Frauenchiemsee“, ,,Kreuz im Chiemgau“ oder ,,Die Falkensteiner auf Hadamarsberg“ wurden sogar außerhalb von Eggstätt aufgeführt, wie etwa in Breitbrunn, Prien, Seeon, Pittenhart, Frasdorf oder Rosenheim.

Seit 1977 finden die Aufführungen nur noch in der Hartseehalle statt und seit einigen Jahren auch nur noch um Weihnachten herum.